»Düsseldorf will richtig ranklotzen«
Düsseldorf fasst einen Grundsatzbeschluss für den Neubau des Opernhauses. Die Investitionssumme von 716 Millionen Euro steht im Raum. Köln saniert die Altbauten und muss über 800 Millionen Euro aufwenden. Frankfurt will neu bauen. Und Münster redet seit Jahren über einen Musikcampus. Eine Zwischenbilanz großer Pläne und Projekte zum Jahresausklang.
In Düsseldorf wird ein neues und voraussichtlich mindestens 716 Millionen Euro teures Opernhaus gebaut. Der Stadtrat beschloss mehrheitlich einen Neubau. Zuvor hatte sich die Verwaltung gegen eine aufwendige Sanierung des bestehenden Hauses ausgesprochen. „Mit dem Grundsatzbeschluss und der Entscheidung für einen Neubau wurde ein wichtiger Meilenstein für das Projekt ,Opernhaus der Zukunft’ gelegt“, erklärte Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU).
Aufbruchsstimmung in Düsseldorf: Christoph Meyer, Generalintendant der Deutschen Oper am Rhein, bezeichnete die Entscheidung als „optimistisches, zukunftsbejahendes und mutiges Bekenntnis zur verbindenden Kraft von Kunst und Kultur“. Der Standort des Neubaus soll in den nächsten drei Monaten ausgewählt werden. Bei den konkreten Planungen sollen die Düsseldorfer miteinbezogen werden, betonte Keller und ergänzte: „Hier hat bereits die erste Projektphase gezeigt, dass die Bürgerinnen und Bürger sich mit viel Engagement und kreativen Ideen eingebracht haben.“
Aus ursprünglich rund 30 potenziellen Standorten wurden zwei Standorte in die engere Wahl genommen: Der bisherige Standort an der Heinrich-Heine-Allee sowie ein Warenhausstandort am Wehrhahn. Für einen Neubau wurde laut Stadt bisher nur ein grob geschätzter Kostenrichtwert ohne mögliche Kosten für den Baugrund und für den möglichen Erwerb eines alternativen Grundstücks aufgestellt. Der vorläufige Kostenrichtwert betrage mindestens 716 Millionen Euro.
Das derzeitige denkmalgeschützte Opernhaus aus der Nachkriegszeit ist ein Sanierungsfall. Das Hinterhaus der Oper stammt noch aus dem Jahr 1875, als das Gebäude als Stadttheater errichtet worden war. In den vergangenen Jahren waren elf Millionen Euro in die Sanierung gesteckt worden. Das Haus weist nach Ansicht einer Expertenkommission viele Mängel auf. Die Landeshauptstadt will mit den Neubau-Plänen auch ein Kosten-Desaster wie bei den Kölner Bühnen vermeiden.
Malaise in Köln: Die Sanierung der Kölner Oper und des Schauspielhauses am Offenbachplatz verlängert sich, wie unlängst bekannt wurde, voraussichtlich um ein weiteres halbes Jahr bis März 2024 und wird erneut deutlich teurer. Wie eine Sanierung aus dem Ruder laufen kann, sieht man allein daran, dass die ursprünglich auf 253 Millionen Euro geschätzten Gesamtkosten für die Sanierung der Kölner Bühnen sich bis zum Ende der Sanierungsphase mehr als verdreifachen werden: Die Baukosten steigen auf mindestens 618 Millionen; bei Eintritt aller Risiken könnten es auch, wie Fachleute errechnet haben, 644 Millionen werden. Hinzu kommen Finanzierungs- sowie Pacht- und Mietkosten für die provisorischen Spielstätten von insgesamt 260 Millionen. Unter dem Strich wird also möglicherweise eine Gesamtsumme von 878 Millionen bis 904 Millionen Euro stehen. „Theater ohne Ende“, so titelte die Süddeutsche Zeitung gallig. Bernd Streitberger, früher Baudezernent der Stadt und mittlerweile technischer Betriebsleiter der Kölner Bühnen, möchte das sanierte Opernhaus nun im März 2024 schlüsselfertig übergeben.
Frankfurt plant neu, Münster zaudert
Neue Perspektive für Frankfurt: Ein ähnliches Gezerre um Kosten und Nutzen entstand in Frankfurt. Ähnlich wie in Köln waren auch dort die Städtischen Bühnen mit Schauspiel und Oper ein Produkt der 1950er Aufbruchsjahre und sind, siehe Köln, eben nicht mehr mit vertretbarem Aufwand zu sanieren. Ein Neubau für die Frankfurter Oper auf dem Sparkassen-Grundstück zwischen der Neuen Mainzer Straße und den Wallanlagen wird nach Berichten der Frankfurter Rundschau immer wahrscheinlicher. Die städtische Stabsstelle zur Zukunft der Städtischen Bühnen hält diese Variante, bei der das Schauspiel ein neues Gebäude im Osten des bisherigen Areals am Willy-Brandt-Platz erhielte, für die finanziell günstigste von fünf untersuchten Möglichkeiten. Im gut 120-seitigen Untersuchungsbericht, den die Stabsstelle mit externen Fachleuten erstellte, ist von Investitionskosten von 811 Millionen Euro die Rede. Darin sind allerdings Kosten für einen möglichen Erwerb des Grundstücks, das der Hessischen Landesbank gehört, nicht eingerechnet.
Zaudern in Münster: Kulturexperten und Ratsfraktionen rudern weiter mit unterschiedlicher Schlagzahl in Richtung Grundsatzbeschluss für einen Musikcampus, der 300 Millionen Euro kosten soll, wovon die Stadt 80 Millionen stemmen müsste. Noch ist das Ratspapier, mit dem Oberbürgermeister Markus Lewe diesen Grundsatzbeschluss erwirken möchte, der Öffentlichkeit nicht bekannt. Aber das Fingerhakeln zwischen CDU und Grünen hat bereits eingesetzt. Sinfonieorchester, Musikhochschule und Musikschule hoffen sehnlichst darauf, dass das gemeinsame Großprojekt realisiert wird.