Der lange Atem droht auszugehen
Rückenwind für das kulturelle Vorzeigeprojekt Musik-Campus gibt es in diesen Tagen nicht gerade viel. Und am Mittwoch will Münsters Rat die Dauemenschrauben gegenüber dem Land anziehen. Es sind zu viele Moll-Töne, wie unser Kommentator meint.
Ist dieser Antrag als Requiem für den Musik-Campus geschrieben? Oder soll die Forderung an das Land, sich bis Jahresende schriftlich und verbindlich zur Finanzierung der neuen Musikhochschule als einem Baustein im Rahmen des Gesamtvorhabens zu verpflichten, diesem Ganzen ernsthaft neuen Schwung geben?
Letzteres wäre im politischen Strategiespiel ein eher ungewöhnlicher Ansatz – zumindest dann, wenn man von Idee und Partner weiter grundsätzlich überzeugt sein sollte. Wenn Grüne, SPD, Volt und FDP jetzt auf den Showdown zum Jahresende setzen, mögen sie damit ihren nachvollziehbar gewachsenen Zweifeln – abgesehen von der ohnehin mehr als herausfordernden Finanzierung – Ausdruck verleihen. Sie tun dies gleichwohl an einer Stelle im Prozess, wo es eigentlich darum geht, über einen städtebaulichen Wettbewerb für den Musik-Campus zu beschließen, der das kulturelle Vorzeigeprojekt, das bundesweit seinesgleichen sucht, vorstellbarer für die Öffentlichkeit machen dürfte. Das Land jedenfalls dürfte sich vom Rat kaum öffentlich nötigen lassen.
Acht Jahre Planung in Gefahr
Denen in Münster, die ohnehin immer Gegner des Dreiklangs von Musikhochschule der Uni, städtischer Musikschule sowie gemeinsamem Veranstaltungsort an der Hittorfstraße waren, dürfte das Ausstiegsszenario allemal recht sein. Aber als Begründung dafür, eine achtjährige Planung in Wildwest-Manier platzen zu lassen, dürfte dieses Feigenblatt nicht taugen.
Zu wenig Rückenwird für das Projekt
Dem Projekt fehlt erkennbar der Rückenwind und ein tatkräftiges Bekenntnis, anders als man es zuletzt etwa beim Stadion erlebt hat. Prominente Fürsprecher sind jüngst kaum noch zu vernehmen. Die CDU bleibt dem Musik-Campus treu, steht aber im Rat aktuell allein da und wird sich auf verlorenem Posten kaum verkämpfen. Der Antrag der vier Parteien jedenfalls hat keinen öffentlichen Aufschrei verursacht.
Und Oberbürgermeister Markus Lewe scheint nach außen dem Spiel nun seinen Lauf zu lassen. Der lange Atem droht auszugehen. Den Musik-Campus umhüllen inzwischen viele Moll-Töne, möglicherweise zu viele. Traurig.