Neues Konzept für den Musik-Campus

Lewe baut nicht mehr aufs Land

Es klang so einfach: Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes NRW plant und baut den Musik-Campus, und die Stadt mietet von ihm die Räume der städtischen Musikschule. Aber das funktioniert nicht. Wie kann es jetzt weitergehen?

Die Pressekonferenz am Nachmittag dauerte 55 Minuten. Inmitten vieler wohlwollender Worte kam die eigentliche Nachricht eher nebenbei auf den Tisch, wurde dann aber ausgebreitet, weil es einfach zu viele Rückfragen gab.

Bei dem Projekt Musik-Campus an der Hittorfstraße verabschieden sich die Stadt Münster und die Universität Münster von dem seit 2019 verfolgten Konzept, dass der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes NRW das gesamte Projekt – bestehend aus Musikschule, Musikhochschule und Konzertsaal – plant und baut.

Wessels: „Wir wickeln das so ab wie immer“

Für die städtische Musikschule ist fortan wieder die Stadt selbst zuständig, derweil der BLB die Musikhochschule baut. Für den Konzertsaal wollen Stadt und Uni eine gemeinsame GmbH gründen. Die Musikschule, erläuterte Stadtbaurat Robin Denstorff die Details, werde auf dem städtischen Teil des Campus-Geländes gebaut. Für die drei Baukörper werde es einen gemeinsamen Rahmenplan, aber drei separate Architektenwettbewerbe geben, die Jury sei in allen Fällen identisch.

Für die Universität, die seit Jahren ihre Bauten mit dem BLB umsetzt, ändert sich nichts. „Wir wickeln das so ab wie immer“, sagte Uni-Rektor Prof. Johannes Wessels. Interessanterweise war er es, der – auf Nachfrage – detailliert darauf einging, warum der BLB und die Stadt nicht zueinander gekommen sind. Die Finanzierungsmodalitäten bei der Umsetzung von BLB-Projekten seien mit den Gegebenheiten bei der Stadt „nicht kompatibel“, erklärte der Rektor. Sprich: Es wäre für die Stadt zu teuer geworden.

Um aus diesem Dilemma herauszukommen, hätte es einer Ausnahmegenehmigung der Landesregierung bedurft, so Wessels weiter. Die liege aber nicht vor. Auf die Nachfrage, warum in einem früheren Ratsbeschluss von einem „Angebot des Landesregierung“ zum Bau durch den BLB die Rede sei, sagte Wessels, dass es sich dabei nicht um ein Angebot im engeren Sinne handele. Wessels Fazit im Hinblick auf das Gesamtprojekt: „Wir haben gedacht, dass es mit dem BLB besser gehen würde. Aber das ist nicht so.“

Oberbürgermeister Markus Lewe betonte derweil die Vorzüge der Trennung vom BLB. Die Stadt könne jetzt eigenständig agieren und vielleicht sogar Geld sparen. Auch verwahrte er sich gegen die Mutmaßung, dass der Campus ins Schlingern geraten sei: „Das ist kein Hin und Her, sondern eine Entwicklung.“

Die Aufteilung des Campus-Projektes auf drei Bauteile hat, wie bei dem Pressegespräch weiter deutlich wurde, auch den Vorteil, dass die 85 Millionen Euro teure Konzerthalle (der „Kulturbau“), der komplett über Drittmittel finanziert werden soll und bislang zu rund 50 Prozent abgesichert ist, eventuell auch später als Musikschule und Musikhochschule gebaut werden kann. Ziel sei aber, so Denstorff, eine zeitgleiche Realisierung.

Die künstlerischen Synergien, die sich auf dem Campus ergeben könnten, betonten Generalmusikdirektor Golo Berg sowie Norbert Fabritius und Elke Frauns als Vertreter des „Musikfachliches Begleitgremiums“, das für den Campus eingerichtet wurde.

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Kommentar: Schlechtes Management

Schlechtes Management

Die Musik-Campus-Debatte drehte sich bislang um drei Fragen: 1. Brauchen wir ihn? 2. Ist er finanzierbar? 3. Ist der Standort richtig?Jetzt kommt eine 4. Frage hinzu: Sind die Verantwortlichen im Rathaus in der Lage, das Projekt umzusetzen, wenn Fragen 1 bis 3 final mit „Ja“ beantwortet werden? Da sind Zweifel erlaubt. Vier Jahre lang wurde es von der Stadtverwaltung als Glücksfall dargestellt, dass die Möglichkeit bestehe, die städtischen Anteile am Campus durch den landeseigenen Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) planen und bauen zu lassen. Jetzt kommt man zu der Erkenntnis, dass diese in einen Ratsbeschluss gegossene Form der Zusammenarbeit für die Stadt mit Mietzahlungen verbunden wäre, die viel zu hoch sind. Wie kommt es, dass die Stadt damit erst jetzt um die Ecke kommt? Den BLB gibt es seit 2001. Die spezifische Refinanzierung der BLB-Projekte dürfte allen Verantwortlichen bekannt sein. Die BLB-Misere wirft die Frage auf, ob ausreichend Managementqualitäten bei der Stadt zur Bewältigung komplexer Projekte vorhanden sind. Bei Leuchttürmen gilt: Wer etwas will, muss auch etwas können.

von Klaus Baumeister

Zum Thema: Was ändert sich konkret?

Was ändert sich nun konkret bei der geplanten Vorgehensweise der Stadt ? 2021 gab die Stadtverwaltung folgende Beschlussempfehlung: „Der Rat stimmt dem Angebot des Landes NRW an die Stadt Münster zu, die Planung und bauliche Realisierung durch den Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes NRW (BLB) für die Projektbausteine aller Projektpartner und Nutzer als Gesamtprojekt durchzuführen.“ Das erwies sich als Irrweg. Jetzt heißt es: „Der Rat nimmt zur Kenntnis, dass die bauliche Realisierung des Gesamtprojektes durch den BLB als alleiniger Bauherr nicht sinnvoll umsetzbar ist.“ Weiter: „Der Rat nimmt zur Kenntnis, dass die Umsetzung des Gesamtprojektes Musik-Campus in drei Teilbausteinen mit drei unterschiedlichen Bauherren erfolgen soll.“ kb